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So lange es nicht auffällt….

Nachhaltigkeit: Ein ehrliches Handlungsprinzip oder doch eher eine willkommene Schlagzeile?

Schon seit Jahren ist das Thema „Nachhaltigkeit“ im Gartenbau so präsent wie Dieter Bohlen bei RTL. „Wir können’s nicht mehr hören“, ist eine (nach zigtausend Berichterstattungen verständliche) Reaktion. „Ist doch schon lange selbstverständlich“, eine andere. In der Grünen Branche entsteht langsam aber sicher der Eindruck Nachhaltigkeit sei heute selbstverständlich und in sämtlichen Gartenbauunternehmen fest verankert. Klar oder? Schließlich gibt es kaum Produkte die eher dazu geeignet sind der Inbegriff von „Nachhaltigkeit“ zu sein wie Blumen und Pflanzen.

Sicher gibt es im Gartenbau eine Fülle von Projekten, Initiativen und Berichten zur Nachhaltigkeit von Unternehmen und mal ehrlich, wer möchte sich heutzutage nicht die umweltbewusste Unternehmensführung auf die Fahne schreiben? Aber reicht es aus, die ganze Belegschaft einmal in die Imkerei zu schicken und einen hübschen Artikel darüber zu schreiben, um das zu rechtfertigen? Bedeutet Nachhaltigkeit nicht weit mehr als kernige Schlagzeilen die dem Endverbraucher Qualität suggerieren, wo keine ist? Wir schaden uns in der grünen Branche selbst wenn wir unser Engagement für Nachhaltigkeit nicht ernst nehmen, trotzdem eine Schlagzeile draus machen und diese dann kurzfristig als Wettbewerbsvorteil nutzen.

Wer heute langfristige und wetterfeste Beziehungen zu seinen Kunden aufbauen oder festigen möchte, kommt an einem ehrlichen und glaubwürdigen Nachhaltigkeitsmanagement nicht vorbei. Der Endverbraucher wird heute bombardiert mit Schlagzeilen rund um Themen wie das Bienensterben, den Einsatz von Pestiziden oder das Vernichten unserer Moore. Und selbst wenn diese Infos teilweise einseitig oder reißerisch sind, bleibt die Botschaft hängen: „Blumen und Pflanzen sind giftig. Oder?“.

Ein Unternehmen das mit Nachhaltigkeit wirbt, ohne dass es wirklich nachhaltig produziert, betrügt den Kunden. „So lange es nicht auffällt….“, möchte man fast sagen, „…ist es ja nicht so schlimm“. Und genau hier haken wir ein. Denn das ist schlimm. Und zwar ganz gewaltig. Der heutige Endverbraucher lebt in einer Welt in der es nie leichter war an Informationen zu kommen. Täuschungsmanöver werden auffliegen, egal ob es um winzige Pestizid Rückstände von „nur einer kleinen Behandlung“ geht oder um ganze Partien die als Bio deklariert werden obwohl sie es nicht sind. Und egal ob aktuelle Nachhaltigkeitsrichtlinien tatsächlich sinnvoll sind oder nicht – wir müssen sie einhalten. Sonst schneiden wir uns ins eigene Fleisch.  Alibimaßnahmen oder „ greenwashing“, wie dieses „zu PR Zwecken missbrauchte Wissen“ ( Taspo Gartenmarkt) bildlich betitelt ist, wird der kritische Kunde langfristig aufdecken und dieses Image schadet dann der ganzen Branche.

Wer nun der Meinung ist, das Ganze sei Zukunftsmusik, der könnte falscher nicht liegen. Entdeckte doch die populäre Umweltorganisation Greenpeace im Dezember 2017, nach dem anonymen Kauf typischer Weihnachtsprodukte in niederländischen Fachgartencentern, zum wiederholten Male gravierende Pestizid Rückstände und verbotene Spritzmittel. Eine Information, die in den Köpfen der Endverbraucher bleibt, die Kaufentscheidung grundlegend beeinflusst und nachhaltig Natur und Wirtschaft schadet.

Auch wer mit der torffreien Produktion von Callunen wirbt ist für den Endverbraucher durchschaubar. Torffreie Callunen können zum heutigen Stand der Forschung in großen Mengen nicht torffrei produziert werden. Ein, zwei Anfragen bei Google und der Kunde weiß Bescheid. Das ist für eine ganze Branche beschämend. Die ehrliche Aussage: „Wir produzieren torfreduziert“, wäre da glaubwürdig und in der Tat nachhaltiger.

Konsequente Nachhaltigkeit berücksichtigt neben ökologischen Belangen auch soziale Aspekte. So zertifiziert das Fair Trade Label die Produktion in afrikanischen oder südamerikanischen Ländern und soll den dortigen Bauern ein Mindestauskommen garantieren. Gängige Praxis bei der Produktion von Weihnachtssternen ist aber, lediglich die Jungpflanzen in diesen Ländern zu kultivieren, die Stecklinge aber in Deutschland zu bewurzeln, zu topfen und letztendlich zu verkaufen. Das Label ist bei diesen Pflanzen also fragwürdig und eine an sich sinnvolle Zertifizierung wird ad absurdum geführt. Das Fair Trade dieser Weihnachtssterne wird lediglich als Wettbewerbsvorteil genutzt, führt den Endverbraucher aber hinters Licht und benachteiligt die in Deutschland produzierten Weihnachtssterne. Als Krönung wird diese Ware nicht selten unter einer EU geförderten Marketingmaßnahme mitverkauft.

Eine glaubwürdige Nachhaltigkeitspolitik stärkt die Akzeptanz am Markt und das Ansehen des Betriebes; sie macht Unternehmen widerstandsfähig in Krisen und Veränderungsprozessen, sie ist die Grundlage für langfristiges, profitables Wachstum, allerdings nur dann, wenn sie langfristig angelegt ist und nicht kurzfristigen Interessen zum Opfer fällt. Eine nachhaltig ausgerichtete Unternehmenstätigkeit sollte messbar und damit nachvollziehbar sein. Das schafft Vertrauen und nur so bleibt ein Unternehmen glaubwürdig. Und nicht zu Letzt schützen wir gemeinsam unseren Lebensraum und übernehmen nachhaltig Verantwortung indem wir uns ehrlich und langfristig auf den Weg machen. Der Endverbraucher wird es danken, indem er guten Gewissens die Produkte einer grundehrlichen Branche kauft.

 

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